Mittwoch, 21. Februar 2018

Ruinen

Neuverteilung

Chaque pensée devrait rappeler la ruine d’un sourire. Spätestens seit der Romantik, eigentlich aber schon seit langen Jahren, können Ruinen nicht mehr dem Lager des Verlorenen zugerechnet werden, im Gegenteil, erst eine nicht mehr bewohnbare Villa oder eine Brücke, die nicht mehr befahren werden kann, wird zu einem Wesen voller Geist und Seele. Was aber ist unter der Ruine eines Lächelns zu verstehen? Aus Tränen entstanden die Menschen, aus einem Lächeln die Götter, heißt es seit jeher; und wenn die Götter oder Gott selbst sich verabschieden und aus unserem Gesichtskreis verschwinden? Schon können die Heiligen den Kontakt nicht mehr aufrechterhalten, der heilige Franz liegt in einem schwankenden Schilfbeet mit dem Kopf nach unten im Wasser, und Mrs. Ashbury, als Heilige der Gegenwart, bleibt beim Versuch der Himmelfahrt im Plafond stecken. Das nunmehr herrenlose und insofern ruinenhafte göttliche Lächeln wird von der Kunst bewahrt, nicht zuletzt von den verschwiegenen, mit dem Lächeln der Mona Lisa wetteifernden Sätzen des Dichters. Die Götterboten aber, Giottos Engel, beweinen, ohne daß es aufgefallen wäre, schon seit langem nicht mehr das Martyrium des Herrn, sondern, eigenverantwortlich und auftragslos, unser Leid.

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